Der Alltag junger Familien ist häufig eine große Herausforderung auf allen Ebenen. Es gibt wohl kaum intensivere Veränderungen im Leben eines Paares, als die, zu einer Familie zu werden.
Die Rollen von beiden Partner verändern sich, die Unabhängigkeit, Freiheit und Spontanität sind für die kommenden Jahre stark eingeschränkt. Ein echte Mamutaufgabe, der sich beide Parteien stellen und jeder für sich, in seinem eignen Tempo verinnerlicht.
In meiner Praxis und im private Umfeld erlebe ich oft, dass die Rollen von Mutter und Vater sein, mit allem was dazu gehört gut angenommen wird. Leider vergessen aber dabei viele, dass es da noch die Paar-Beziehung gibt und dieses bedeutungsvolle Fundament der Familie sehr viel Hinwendung und Liebe benötigt. Grade in dem Veränderungsprozess, der mit so vielen gemischten Gefühlen einhergeht, fühlen sich die Partner häufig allein gelassen und sind enttäuscht. Der Alltag kann dann schnell von Vorwürfen und Streitgesprächen geprägt sein. Für echte Gespräche in ruhiger Atmosphäre fehlt oft die Zeit und die Kraft. Viele einst wundervolle Liebesbeziehungen fühlen sich dann plötzlich schwierig an, beide möchten das nicht, finden aber schwer den Weg in die Gemeinsamkeit.
Meine erste Frage lautet dann "Wie häufig nehmt ihr euch Zeit nur für euch Zwei?" Und damit meine ich nicht, Zeit ohne Kinder, welche dann vielleicht für sämtliche Erledigungen genutzt wird, die sonst nicht geschafft werden. Ich meine, ausschließlich gemeinsame Zeit, in der ich mich ganz meinem Partner widme.
Tatsächlich haben das viele Paare verlernt und wissen oft gar nicht, was genau ich meine. Eine schöne (Haus) Aufgabe, die ich gerne mitgebe, ist die Körperarbeit mit Wertschätzung des Gegenübers.
Im Mittelpunkt dabei steht die körperliche Nähe in Form einer wohltueneden Massage. Während dieser Berührungen darf derjenige, der massiert oder berührt in Ich-Botschaften sein Gegenüber aus vollem Herzen wertschätzen. Wichtig dabei ist, dass der Andere nur annimmt und nicht nachfragt oder was dazu sagt oder, oder..
Ein paar Beispiele dafür: Ich fühle mich in deiner Gegenwart sehr geborgen, Ich liebe deine wunderschönen Hände und werde so gerne von ihnen berührt, Ich erlebe dich als wundervollen Vater,/Mutter, ich bin stolz darauf, dass du mein Mann/meine Frau bist, usw...
Keine Vorwürfe, kein aber es wäre noch besser wenn..., nur pure Wertschätzung, das dürfen auch Kleinigkeiten sein.
Das fühlt sich paradoxer Weise für viele Paare erst einmal komisch an. Vorwürfe gehen oft leichter über die Lippen, da sie ja auch etwas mit gefühlter Überlegenheit zu tun haben. Das Gegenteil macht verletzlich, es ist Hingabe pur und so unfassbar wichtig für eine tiefe und erfüllte Liebesbeziehung.
Mindestens genauso wichtig sind Gespräche, in denen sich der eine Partner mal nur auf den Anderen einlässt, zuhört und auf sich wirken lässt. Was genau wünscht Du dir für uns? Was wünschst du dir ganz konkret von mir? Was sind deine Gedanken, was beschäftigt dich? Auch hier sind Du-Botschaften nicht sinnvoll, da man so schnell wieder in die Bewertung und Anklage abrutscht.
Beenden möchte ich diesen Artikel mit dem einem Zitat von Rudolf Steiner, der für mich nicht nur wie von ihm genannt, die Grundmaxime des freien Menschen ist, sondern auch das Fundament einer Liebesbeziehung darstellt.
"Leben in der Liebe zum Handel und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime des freien Menschen"